AUTISMUS SPRECHSTUNDE

TERMIN

Falls bei Ihnen der Verdacht auf Autismus besteht, können wir im Rahmen unserer Autismus-Sprechstunde nebst dem persönlichen Gespräch (klinische Anamnese) gezielt eine ausführliche Testung durchführen, um herauszufinden, ob ein Autismus bei Ihnen vorliegt oder nicht. Wir führen hierbei eine ausführliche ADOS-2 Testung durch. Unser Angebot für eine Autismusdiagnostik richtet sich ausschließlich an Erwachsene.

Für eine profunde Einschätzung sind meist ca. 2-3 Sprechstundentermine nötig.

UNSERE THERAPEUT:INNEN FÜR AUTISMUS

WAS IST AUTISMUS?

Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind tiefgreifende Entwicklungsstörungen, die sich bereits in den ersten Lebensjahren manifestieren und durch Beeinträchtigungen in den Bereichen soziale Interaktion, kommunikative Fähigkeiten sowie Verhaltensmuster und Interessen gekennzeichnet sind. Der Begriff „Spektrum“ unterstreicht die große Heterogenität: Symptome, Intensität und Verlauf variieren stark von Person zu Person.

WIE WIRD DIE DIAGNOSE „AUTISMUS“ (NACH ICD-10) GESTELLT?

Nach ICD-10 zählen zu den Autismus-Spektrum-Störungen u. a. Frühkindlicher Autismus (F84.0), Atypischer Autismus (F84.1) und Asperger-Syndrom (F84.5). Die Diagnose wird anhand standardisierter Kriterien gestellt und berücksichtigt Auffälligkeiten in Kommunikation, sozialem Verhalten sowie eingeschränkte, repetitive Interessen und Aktivitäten. Grundlage sind eine ausführliche Anamnese, Entwicklungs- und Verhaltensbeobachtungen sowie Gespräche mit Bezugspersonen.

WIE ENTSTEHT AUTISMUS?

Die Entstehung von Autismus ist multifaktoriell. Heute gilt als gesichert, dass genetische Faktoren eine zentrale Rolle spielen. Zusätzlich können Einflüsse auf die frühe Gehirnentwicklung im Mutterleib und in den ersten Lebensjahren bedeutsam sein. Ein „einfacher“ Auslöser ist nicht bekannt; Autismus entsteht nicht durch Erziehungsfehler.

Autismus wird als neurobiologische Entwicklungsstörung verstanden. Es gibt eine komplexe Wechselwirkung zwischen genetischen Faktoren und Umweltfaktoren:

  • Genetik: Zahlreiche Studien zeigen, dass Autismus eine hohe Erblichkeit aufweist. Varianten in verschiedenen Genen (Einzelnukleotid-Polymorphismen, Copy Number Variations etc.) scheinen das Risiko zu erhöhen.
  • Frühkindliche Entwicklung & Plastizität: Beeinträchtigte neuronale Vernetzung und Veränderungen in der synaptischen Plastizität werden in mehreren Bildgebungsstudien nachgewiesen.
  • Umweltfaktoren (prä-, peri- und postnatal) modulieren die genetische Disposition, z. B. Frühgeburtlichkeit, mütterliche Gesundheitsfaktoren oder bestimmte Stressoren.

WIE ERFOLGT DIE BEHANDLUNG BEI AUTISMUS?

Eine ursächliche Therapie gibt es nicht. Im Mittelpunkt steht eine individuelle Förderung, die auf die jeweilige Lebenssituation und die Stärken der Betroffenen eingeht. Häufig werden Methoden der Verhaltenstherapie, soziale Kompetenztrainings, Sprach- und Ergotherapie sowie unterstützende pädagogische Maßnahmen eingesetzt. Ziel ist es, Selbstständigkeit, Kommunikation und Lebensqualität zu verbessern.

Eine wirksame Behandlung ist multimodal und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt:

  • Frühintervention: Frühzeitige Förderung (z. B. vor dem 3. Lebensjahr) mit intensiven, verhaltenstherapeutisch basierten Programmen zeigt die besten Ergebnisse betreffend sozialer Kommunikation und Anpassung.
  • Verhaltenstherapie: Applied Behavior Analysis (ABA, strukturierte Methoden zur Förderung von Lernverhalten und Anpassung sozialer Fertigkeiten), Naturalistic Developmental Behavioral Interventions (NDBI, diese kombinieren entwicklungsorientierte und verhaltenstherapeutische Ansätze in natürlichen Alltagssituationen).
  • Soziale Kompetenztrainings: Förderung von sozialer Wahrnehmung, Emotionsregulation, nonverbalem und verbalem Ausdruck, häufig in Gruppensettings, aber auch individuell.
  • Kommunikationsförderung: Für nicht- oder wenig sprechende Personen: unterstützende Kommunikationssysteme wie PECS (Picture Exchange Communication System), Gebärdenunterstützte Kommunikation, technische Hilfsmittel.
  • Sensorische Integration & Körpertherapie: Viele Personen mit ASS haben sensorische Besonderheiten (Über- oder Unterempfindlichkeiten). Therapien zur Regulation oder Integration von Sinneseindrücken können helfen, Überstimulation zu reduzieren und Alltagskompetenzen zu verbessern.
  • Psychopharmakotherapie: Medikamente werden nicht zur Heilung, sondern zur Linderung spezifischer Symptome eingesetzt, z. B. bei stark ausgeprägter Reizüberflutung, Ängsten, aggressivem Verhalten oder Schlafstörungen. Die Auswahl erfolgt sorgfältig und unter Abwägung von Nutzen und Risiken.
  • Eltern- und Familienarbeit: Infos, Schulungen und Begleitung der Eltern sind zentral – um den Alltag zu strukturieren, Stress zu reduzieren und eine förderliche Umgebung zu schaffen.
  • Übergang ins Jugend- und Erwachsenenalter: Themen wie Beruf, soziale Teilhabe, Selbstständigkeit, Wohnsituation und psychische Gesundheit (z. B. Komorbiditäten) werden zunehmend wichtig. Unterstützungsnetzwerke und spezialisierte Beratungsangebote sind hilfreich.

ZIELE DER THERAPIE

Ziel ist nicht „Heilung“ im klassischen Sinn, sondern:

  • Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit und sozialen Interaktion
  • Förderung von Autonomie und Lebensqualität
  • Reduzierung von Leidensdruck und Begleitproblemen
  • Unterstützung der Teilhabe in Familie, Bildung, Beruf und Gesellschaft

Autismus ist eine komplexe Entwicklungsstörung, die sorgfältige Diagnostik, individuelle Therapie und lebenslange Begleitung benötigt. Mit den heutigen wissenschaftlich fundierten Methoden können viele Menschen mit Autismus ein erfülltes Leben führen, wenn rechtzeitig passende Unterstützung verfügbar ist.

LITERATUREMPFEHLUNGEN UND LESETIPPS

  • Remschmidt & Kamp-Becker: Autismus. Erscheinungsformen, Ursachen, Hilfen.
  • Frith: Autismus. Erklärungen für eine rätselhafte Störung. Springer.
  • Preißmann: Autismus und Gesundheit. Kohlhammer.
  • Informationen online: Autismus Deutschland e.V.

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